DER STAMMBAUM — EINE MULTIMODALE WORTGESCHICHTE
DOI:
https://doi.org/10.21638/spbu33.2022.124Аннотация
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Konzept Stammbaum und dem deutschen Wort Stammbaum. Dabei wird das Konzept in den größeren Kontext der Pflanze-Mensch-Metapher gestellt. Diese findet sich bereits im Alten Orient in der sumerischen Kosmogonie. Sie ist auch aus der Bibel bekannt. Und sie ist in der Indogermania tief verankert und lässt sich über das rekonstruierte Urindogermanische, die griechische und lateinische Mythologie oder germanische und slawische Holzidole
erweisen. Der Beitrag stellt die häufig zitierten lateinischen Texststellen zum Thema noch einmal zusammen und kann diese um einen frühen Beleg für einen „Baum der Verwandtschaft“ ergänzen. Die älteste Bezeugung datiert damit auf die Zeit um 650.
Allerdings handelt sich dabei wohl um einen isolierten Beleg, wenn auch der etwa zeitgleiche Isidor von Sevilla in seinen Etymologiae ein Stemma (also die römische Ahnentafel) mit ramusculi ‚Zweiglein‘ beschreibt. Es muss sich hierbei nicht notwendig um einen Baum handeln, auch wenn das die moderne Bezeichnung als „Baum der Verwandtschaft“ suggeriert. Vielmehr haben kunsthistorische Untersuchungen gezeigt, dass zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert verschiedene Darstellungsformen für das Konzept Stammbaum ausprobiert und dann um 1200 die Festlegung auf den bekannten Stammbaum erfolgte. Ein erstes sprachliches Zeugnis findet sich bei Albertus Magnus. Zusammen mit den frühen Stammbäumen von Karolingern und Welfen wird vor dem Hintergrund der tiefen Verankerung der Pflanze-Mensch-Metapher im Germanischen die These entwickelt, dass der Stammbaum diese alten Vorstellungen auch aufgreift und die Klangähnlichkeit von stemma und Stamm zur Wortbildung Stammbaum beigetragen hat.
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